Frohike und Peck sitzen in der Securityzentrale der Arena und schauen gespannt auf die Monitore.
Archibald Peck:
‚Ich habe den Plan immer noch nicht verstanden.‘
Melvin Frohike:
‚Wir haben ihn Dir ja auch noch gar nicht erklärt. Aber gut, ehe Du uns während die Aktion läuft mit irgendwelchen Fragen nervst… ich hatte damit gerechnet, dass der Wendler Reese nicht zusagen wird. Darum haben wir ein kleines Showprogramm vorbereitet welches den Wendler dann doch noch überzeugen wird die Wrestlingstiefel wieder anzuziehen.‘
Archibald Peck:
‚Was denn für einen Plan?‘
Melvin Frohike:
‚Das steht alles hier drin.‘
Frohike klopft auf einen Stapel Blätter.
Melvin Frohike:
‚Ich habe ein Drehbuch geschrieben an welches sich Langley nur halten muss, dann kann gar nichts schiefgehen. Ich werde ihm seinen Text über die Ohrstöpsel jeweils vorsagen und er muss dann nur mir alles nachplappern.‘
Archibald Peck:
‚Darf ich mal lesen?‘
Peck will nach dem Manuskript greifen doch Frohike klopft ihm auf die Finger.
Melvin Frohike:
‚Finger weg. Es kann jeden Moment losgehen!‘
Und tatsächlich kann man auf einem der Monitore sehen wie sich die Hotelzimmertür öffnet und ein gutgelaunter Michael Wendler das Zimmer betritt.
Der Schlagerstar pfeift ein Liedchen der Schlagerkonkurrenz, unterbrochen von einigen gesungenen Passagen.
Michael Wendler:
‚Atemlos durch die Nacht – der Wendler Euch macht.‘
Noch immer pfeifend betritt er das luxuriös ausgestattete Bad und Frohike erklärt Peck den laufenden Plan.
Melvin Frohike:
‚Wie erwartet geht er jetzt ins Bad um sich da noch einmal frisch zu machen und dann noch einmal das Stadtleben unsicher zu machen.‘
Tatsächlich aber sieht es weniger nach frischmachen aus was der Wendler im Bad zelebriert sondern er posiert selbstverliebt vor dem Spiegel.
Michael Wendler:
‚Ach, Du bist schon fesches Kerlchen, Wendler. Die Frauen werden heute auf Dich fliegen.‘
Der Wendler fährt sich durch die Haare, greift dann nach einem Parfümzerstäuber.
Melvin Frohike:
‚Er greift nach dem präparierten Deo…. und….‘
Der Wendler schnuppert kurz unter seiner Achselhöhle, rümpft die Nase und betätigt einmal den Zerstäuber ungezielt in die Luft, wohl um einfach mal den Geruch zu testen.
Kaum hat er an der Duftwolke geschnuppert öffnen sich seine Augen weit und er kippt ohnmächtig nach hinten um.
Archibald Peck:
‚Diese Reaktion hätte ich nach dem Achselschnuppern erwartet.‘
Melvin Frohike
: ‚Wir haben sein Deo ausgetauscht, gegen ein Fläschchen mit einem betäubenden Inhalt. So, jetzt kommt der Auftritt von Ringo, welcher im Nachbarzimmer gewartet hat. Ringo, beeil Dich.‘
Die Badezimmertür öffnet sich un Ringo tritt herein, winkt kurz in die Kamera, greift dann nach dem Zerstäuber, steckt ihn in die Brusttasche seines Hemdes und schleift dann den Wendler ins Nachbarzimmer.
Währenddessen fragt Frohike:
Melvin Frohike:
‚Wieso bist Du noch nicht umgezogen?‘
Keuchend antwortet Langley:
Ringo Langley:
‚Ist das wirklich… uff… ist der schwer…. nötig? Geht es nicht auch so?‘
Frohike klopft auf den Stapel Blätter was Ringo natürlich nicht sehen kann.
Melvin Frohike:
‚Ich habe mir nicht die letzten Nächte mit Schreiben des Drehbuchs um die Ohren geschlagen, nur damit Du dann alles umwirfst, nur weil Du Dir zu fein bist in das Kostüm zu schlüpfen!‘
Ringo Langley:
‚Ich… boah… der sieht gar nicht so schwer aus… meine ja nur. Also gut… so. Liegt der Kerl richtig?‘
Melvin Frohike:
‚Perfekt. Genau so, mittig im Raum. Vergiss den Zerstäuber nicht.‘
Langley legt den Zerstäuber neben dem Wendler ab und hält den erhobenen Daumen in die Kamera und huscht dann nach draussen.
Melvin Frohike:
‚So, Teil zwei des Planes beginnt. Zeit für….‘
Frohike macht eine Kunstpause und drückt auf seinem bereitliegenden Smartphone auf eine Schaltfläche.
Melvin Frohike:
‚… die Bühnennebel-App.‘
Und wie von Zauberhand beginnt unter dem Sofa wallender Nebel hervorzuströmen.
Archibald Peck:
‚Und was jetzt?‘
Melvin Frohike: ‚Jetzt warten wir…‘
Archibald Peck:
‚Warten? Worauf?‘
Melvin Frohike:
‚Darauf, dass der Wendler aufwacht und vorher… darauf!‘
Frohike deutet mit ausgestrecktem Finger auf den Monitor wo sich flimmernd ein kleiner, etwa hüftgrosser Tiger manifestiert.
Melvin Frohike muss loslachen.
Melvin Frohike:
‚Gut schaust Du aus in dem Tigerkostüm, Langley!‘
Der Tiger macht eine ärgerliche Handbewegung.
Ringo Langley:
‚Ich komme mir so albern vor!‘
Archibald Peck:
‚Was ist das? Wie macht Ihr das?‘
Melvin Frohike:
‚Wir haben in dem Hotelzimmer Hologramm-Emitter versteckt. Ringo selbst steht im Nachbarzimmer und seine Bewegungen werden dort mit Kameras aufgezeichnet und auf das Hologramm, welches auf den Bühnennebel projiziert wird, übertragen.‘
Archibald Peck:
‚Der Tiger ist also Ringo? Ringo! Wink mal!‘
Stattdessen hält Langley den Mittelfinger in die Kamera.
Melvin Frohike:
‚Leider hat der Hologramm-Emitter nur eine geringe Reichweite. Daher konnten wir die Show nicht von hier aus managen und Ringo musste ins Nachbarzimmer. Aber es wird auch so gehen. So, Ringo…. in Position!‘
Der holografische Tiger hüpft auf den Tresen der Zimmerbar und setzt sich da hin und wartet ab.
Langsam beginnt sich der Wendler zu rühren. Mühsam erhebt er sich, blinzelt, reibt sich die Augen. Der Nebel scheint ihn mehr als zu irritieren und er versucht zu begreifen was hier los ist und was geschehen ist.
Dann fällt sein Blicka auf den auf dem Tresen sitzenden Tiger, welcher ihm freundlich zuwinkt.
Michael Wendler:
‚Was in Wolles Haarbändchens Namen ist das….?‘
Melvin beginnt Langley zu souflieren.
Ringo Langley:
‚Ich bin Dein Totem!‘
Michael Wendler:
‚Mein was?‘
Ringo Langley:
‚Dein Totem, der spirituelle Begleiter eines Kriegers.‘
Michael Wendler:
‚Aha.‘
Dieses ‚aha‘ klingt aber durchaus eher verständnislos und dementsprechend verdattert blickt der Schlagerstar den Tiger an.
Der Tiger hüpft von dem Tresen und geht auf den Wendler zu.
Ringo Langley:
‚Du bist hier in einer Traumwelt – und ich habe Dich geholt um Dich wieder auf den rechten Pfad zurück zu holen.‘
Michael Wendler:
‚Habe ich mich denn verlaufen?‘
Der Tiger beginnt unheilsschwanger zu gestikulieren, nur um die Wirkung dieser Geste dann mit dem kratzen hinter dem rechten Ohr zunichte zu machen.
Ringo Langley:
‚Du hast den Pfad des Kriegers verlassen. Schon Dein Großvater Wild Wilbur Wendler stand kurz davor den Weg zu verlassen, doch dann wurde aus ihm noch ein großartiger Krieger in der Tradition derer von Wendlers.‘
Michael Wendler:
‚Äh, ja, mein Großvater war Ringer, aber er war auch Zauberkünstler, Bauchredner, Kartenleger, Rheumadeckenverkäufer und…‘
Der Tiger macht eine wegwerfende Handbewegung.
Ringo Langley:
‚Das war in der Traumwelt auch ein wildes Gedränge und fast hätte das Rheumadeckenkarnickel-Totem es geschafft ihn breitzuquatschen. Unglaublich was für ein rhetorische Repertoire diese Viecher haben. Aber dann hat der Fuchs, das Totem der Bauchredner das Karnickel gefressen und für ein paar Augenblicke war der Fuchs dann wirklich Bauchredner, bis er das Karnickel verdaut hatte. Wie auch immer Wild Wilbur hat sich für den richtigen Weg entschieden.‘
Während der Wendler dem Tiger noch ein paar Fragen stellt auf die Ringo improvisierend orakelnd antwortet erklärt Frohike Peck stolz….
Melvin Frohike:
‚Ich habe den gesamten Stammbauch vom Wendler studiert, bis ich schliesslich auf besagten Wilbur Wendler gestossen bin. Ein Scharlatan schlechthin, aber der hatte wirklich alles ausprobiert – und war bei allem grandios gescheitert.‘
Das Bild schaltet wieder zum Wendler und den Tiger.
Michael Wendler:
‚Und was macht man so als Totem? Wenn man nicht gerade in irgendwelchen Träumen erscheint?‘
Ringo Langley:
‚Och, so dies und das. Heute früh beispielsweise habe ich einem kleinen Jungen was fürs Leben beigebracht.‘
Michael Wendler
: ‚Aha?‘
Ringo Langley:
‚Ja, ich habe seine Hausaufgaben aufgefressen.‘
Michael Wendler:
‚Was für eine Lektion soll denn das gewesen sein?‘
Ringo Langley:
‚Die Lektion, dass einem der Lehrer nicht immer glaubt, auch wenn man die Wahrheit sagt.‘
Michael Wendler: ‚
Äh, oookay? Und sonst?‘
Ringo Langley:
‚Weise ich den Weg. So wie Dir jetzt.‘
Michael Wendler:
‚Also mein Weg führt nächste Woche direkt nach Mallorca.‘
Ringo Langley:
‚Nein, Dein Weg führt zurück in den Ring. Du bist der Auserwählte, die Wendler Wrestling Machine – auserwählt wie alle Wendlers – Du bist ein Kämpfer….‘
Während Ringo noch einige weitere Ausführungen über das vermeintliche Schicksal des Wendlers vom Stapel lässt, kann Frohike nicht anders als triumphierend auszurufen:
Melvin Frohike:
‚Es klappt! Schau Dir den Wendler an! Honig ums Maul schmieren klappt bei dem immer! So, jetzt kommt das grosse Finale. Jetzt wird Ringo ihm gleich erklären wieso er unbedingt noch einmal in den Ring steigen muss….‘
Frohike spricht wieder in das Mikro.
Melvin Frohike: ‚
So, Ringo, jetzt kommt es drauf an. Keinen Fehler machen… Sprich mir einfach ganz genau nach….‘
Peck hat sich in der Zwischenzeit am Automaten einen grossen Kaffee gezogen und blickt gespannt auf die Monitore.
Kaum hat er den ersten Schluck genommen prustet er laut los und lässt den Kaffeebecher fallen.
Der Kaffee ergiesst sich über dem Laptop, welches sofort die Gelegenheit ergreift theatralisch zu qualmen. Aus den Lautsprechern ins ein lautes auf und ab schwellendes Fiepen zu hören.
Archibald Peck:
‚Das ist ja kochend heiss!‘
Frohike ist aufgesprungen und hat die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.
Melvin Frohike:
‚Bist Du wahnsinnig!?‘
Peck hält wedelt seiner verbrannten Lippe fuchtelnd Luft zu während Frohike vollkommen verdattert auf das angerichtete Chaos schaut.
Hektisch versucht er zu Langley Kontakt aufzunehmen.
Melvin Frohike:
‚Langley? Langley! Kannst Du mich hören?‘
Doch von Langley kommt keine auch nur ansatzweise andeutende Reaktion welche anzeigt, dass er noch über die Ohrstöpsel mit der Security-Zentrale verbunden wäre.
Frohike versucht verzweifelt das System wieder hochzufahren, wird jedoch von Peck behindert, welcher schuldbewusst versucht die Kaffeenässe mit einigen Taschentüchern aufzutupfen.
Der Tiger hält in seinen Erklärungen inne und es hat den Anschein als würde er einer inneren Stimme lauschen.
Der Schlagerstar blickt den Tiger fragend und abwartend an.
Ringo steht etwas ratlos auf dem Schlauch, weiss nicht was er sagen soll. Währenddessen probiert Frohike hektisch das System neu zu starten.
Langley versucht verzweifelt zu improvisieren.
Ringo Langley:
‚Ihr Stimmen der Geister – sprecht zu mir!‘
Michael Wendler:
‚Also, wenn diese Stimmen nichts zu sagen haben, dann würde ich jetzt gerne aufwachen. Ich wollte noch losziehen. Die Mädels warten doch nur darauf, dass der Wendler das Nachtleben unsicher macht.‘
Der Tiger macht eine Handbewegung welche andeutet, dass er sich noch einen Moment gedulden möge, hält eine Hand an sein Ohr und lauscht auf die Kommentare Frohike, welche aber noch immer ausbleiben.
Michael Wendler:
‚Geht es da zum aufwachen?‘
Der Wendler deutet auf die Hotelzimmertür.
Ringo Langley:
‚Äh, warte noch. Also wo war ich stehen geblieben? Achja, also, Du bist auserwählt…‘
Michael Wendler:
‚Jaja, das hatten wir schon. Wenn Du sonst nichts Neues für mich hast, dann…‘
Ringo Langley:
‚Äh… äh…. Rette die Welt – rette die Cheerleaderin!‘
Der Wendler stutzt.
Michael Wendler:
‚Was bitte?‘
Ringo Langley:
‚Rette die Welt? Rette die Cheerleaderin?‘
Der Tiger wiederholt seine eigenen Worte, scheint aber selbst nicht so recht von ihnen überzeugt zu sein.
Michael Wendler:
‚Alles klar. Jetzt weiss ich, dass ich träume. Einen ganz besonders abartigen Cheerleadertraum – ohne Cheerleaderin. Ein Grund mehr aufzuwachen. Zumal ja die Mädels auf mich warten.‘
Ringo Langley:
‚Apropos Mädels aufreissen. Du solltest dringend Dein Deo wechseln.‘
Der Tiger deutet auf den auf den am Boden liegenden Zerstäuber. Der Wendler blickt in die angewiesene Richtung, bückt sich und hebt den Flacon auf.
Michael Wendler:
‚Was ist damit nicht in Ordnung? Bisher hat sich noch keine beschwert.‘
Der Schlagerstar drückt den Zerstäuber testweise, schnuppert um sich von dem Geruch zu überzeugen und sinkt erneut ohnmächtig zusammen.
Das Hologramm des Tigers verschwindet und wenige Augenblicke später öffnet sich die Hotelzimmertür.
Ein grosser Tiger in Form des verkleideten Langleys betritt den Raum und blickt anklagend in eine der versteckten Kameras.
Ringo Langley:
‚Was zur Hölle ist bei Euch los?‘
Während er auf eine Antwort wartet schleift er den schlafenden Wendler zurück ins Badezimmer, zieht aus dem Hosenbund seines Tigerkostüms den unpräparierten Zerstäuber und lässt ihn auf den Boden fallen.
Als er das Badezimmer wieder verlässt hat es Frohike auch geschafft wieder die Verbindung herzustellen.
Melvin Frohike:
‚Langley? Hörst Du mich?‘
Langley zuckt zusammen.
Ringo Langley:
‚Ah! Nicht so laut. Was war bei Euch los? Ich bin hier ein wenig ins schwimmen geraten.‘
Melvin Frohike:
‚Was sollte der Quatsch? Ernsthaft? Rette die Welt? Rette die Cheerleaderin?‘
Ringo Langley:
‚Mir ist nichts besseres auf die Schnelle eingefallen. Sag mir lieber warum wir auf einmal keine Verbindung mehr hatten?‘
Melvin Frohike:
‚Wir hatten ein kleines technisches Problem. Verdammt schade um den ganzen Aufwand der nun umsonst gewesen ist. Sieh zu, dass Du da raus kommst ehe er Wendler wieder aufwacht. Den Krempel kannst Du rausholen wenn der Wendler auf seiner Kneipentour ist.‘
Ringo Langley:
‚Alles klar. Ich verschwinde.‘
Frohike wendet sich an Archie.
Melvin Frohike:
‚So, also den Wendler können wir auf unserer Liste streichen. Den bekommen wir zu keinem Comeback. Wirklich ausgezeichnete Arbeit, Peck, ganz hervorragend.‘
Peck blickt schuldbewusst drein und tritt ein unsichtbares Steinchen beiseite. Zerknirscht antwortet er:
Archibald Peck:
‚Es tut mir leid.‘
Melvin Frohike:
‚Davon können wir uns auch keinen Wendler kaufen. Es lief alles so gut – perfekt nach Plan. Aber nein, der Herr Peck musste ja unbedingt Kaffee trinken. Und wo kriegen wir jetzt einen Wrestler her den die Zuschauer hassen? Kaum einer hat im Ring so einen Hass auf sich gezogen wie der Wendler.‘
Archibald Peck:
‚Es tut mir sooo sooooo sooo leid.‘
Archie jammert.
Melvin Frohike:
‚Ist schon gut. Du bist ja nicht ganz alleine schuld. Langley hätte ja auch ein wenig flexibler reagieren können. Tsss… Rette die Cheerleaderin…. was für ein Nonsens….‘
Auf einmal hellt sich Pecks Gesicht auf.
Archibald Peck:
‚Ich glaube… ich habe eine Idee…eine Idee wie wir den Wendler doch noch….‘
Da stürmt er auch schon los.
Frohike ruft noch etwas hinterher.
Melvin Frohike:
‚Wo willst Du hin? Was hast Du vor?‘
Archie ist schon aus dem Securitybüro gestürmt, aber man hört ihn noch rufen.
Archibald Peck:
‚Keine Zeit, ich muss den Wendler erwischen bevor er das Hotel verlässt…‘
Damit blendet die Kamera aus. |